Geistiges wiederholen

Geistiges wiederholen

Frage: Welche Bedeutung hat das Chanten (geistiges wiederholen) von Guru Siyag’s Mantra ?

Antwort: Alle großen Religionen der Welt, haben trotz ihrer inneren gegenseitigen Unterschiede, eine einheitliche Meinung, daß das gesamte Universum mit seinen belebten und unbelebten Teilen durch ein göttliches Wort geschaffen wurde. Die Hindu oder vedische Religion ist keine Ausnahme in dieser Vorstellung unseres Ursprungs, von Gott als göttlichem Wort. Sie erkennt Om als heilige Silbe an — den göttlichen Klang, durch den Gott das Universum schuf. Aus diesem göttlichen Wort gingen Variationen von mächtigen, vibrierenden Klängen hervor, die fähig sind eine Verbindung zu bestimmten Ebenen des Bewußtseins auf der feinstofflichen Ebene herzustellen. Alle diese heiligen, schwingenden Klänge wurden in den Schriften ‘Mantra’ genannt, mit Richtlinien auf eine bestimmte Art und Weise das göttliche Wort zu betonen, um bestimmte Ergebnisse zu erzielen. Die Mantren bilden daher die Grundlage der indischen spirituellen Disziplin.

Gemäß spiritueller Disziplin, ist ein Mantra nur wirksam, wenn es von einem Guru an jemanden gegeben wird, den er als Schüler angenommen hat. Guru Siyag chantete mächtige Mantren bevor er Erleuchtung erlangte, und hat somit die Kompetenz und die Fähigkeit, Suchende einzuweihen. Er sagt: “Wenn ein erleuchteter Guru ein Mantra ausspricht (während er Suchende einweiht), ist es seine Stimme, die den Mantra mit göttlicher Kraft auflädt. Wenn ich den Mantra ausspreche, strahlt der Klang meiner Stimme, nicht von einem gewöhnlichen Körper, sondern von einem erleuchteten Körper aus. Jemand, der nie Gottes Namen gechantet hat, sollte nicht über Gott predigen. Ich chantete den Mantra aus der Not heraus. Die Umstände zwangen mich zu chanten, und das hat mich heute hierher gebracht (als Guru).” Das ist der Grund, warum der Mantra die Macht in sich trägt, das Leben des Schülers zu transformieren. Bloßes lesen eines Mantras von einem Text, wie den ‘Veden’ oder der ‘Gita’, würde eine Übung in Sinnlosigkeit sein, da dem Wort Wirksamkeit fehlt würde, und daher nicht die gewünschten Ergebnisse liefern kann. Die geistige Wiederholung des Mantras, Japa genannt, ruft die volle Ausnutzung seines Potenzials hervor.

Guru Siyag bezieht sich häufig auf sein Mantra als ‘ Sanjeevani ’ Mantra. Er sagt: “Den Mantra, den ich während Diksha gebe ist ein Sanjeevani Mantra. Laßt mich zunächst erklären, was der Sanjeevani ist. Im mythologischen Epos ‘Ramayana’, wurde Lakshamana von einem giftigen Pfeil getroffen und wurde bewußtlos (nahe dem Tod). Hanuman brachte das Sanjeevani Kraut. Als das Kraut Lakshamana verabreicht wurde kaum er wieder zu Bewußtsein. Das Sanjeevani funktionierte nur, weil Lakshamana noch Leben in sich hatte. Welche Krankheit ihr auch immer habt – ob AIDS, Krebs, Hepatitis B, Leukämie usw., auch wenn die medizinische Wissenschaft gesagt hat, daß es unheilbar ist – wenn ihr diesen Mantra erhaltet werdet ihr nicht sterben. Der Sanjeevani Mantra ist Teil der Shaktipat Diksha Tradition. Den Mantra, den ich gebe hat die göttliche Macht von Radha und Krishna. Es ist Krishna’s Shakti (göttliche Energie), die euch das Leben gibt. Krishna ist ein vollendeter Avatar (Inkarnation Gottes). Nichts ist unmöglich für ihn.”

Gurudev’s Auslegung des Sanjeevani Mantra kann als Allegorie für ‘Bewusstwerdung’ verstanden werden. Der eigentliche Zweck der Spiritualität ist es, aus dem Unbewussten zum Bewussten aufzusteigen. In der geistigen Sphäre, wird ein Leben, das in Ignoranz des Göttlichen gelebt wird, als ‘nahezu tot’ angesehen. Legenden von Nāth Yogis (die Sekte der Asketen, zu denen Guru Siyag’s Guru gehörte) sind voll mit Geschichten, wie Gurus ihre ‘schlafenden’ Jünger zu einem Zustand der ‘Wachheit’ aufrüttelten.

Durch das Chanten von Guru Siyag’s ‘Leben spendendem’ Mantra rund um die Uhr, wird der Schüler befreit aus den Fängen der Unwissenheit (Schlaf / Tod) und wird in das Licht des Bewußtseins entbunden. Sri Aurobindo hat gesagt, daß der Mantra, der von einem Siddha Guru gegeben, die Fähigkeit besitzt dem Schüler eine innere Vision zu geben: “Die Mantras, immer geheim, und an den Schüler von seinem Guru gegeben, sind vielfältig… Diese Art der Magie, oder Chemie der Schwingungen, beruht einfach auf dem bewußten Umgang mit Schwingungen auf höheren Ebenen des Bewusstseins. Das ist Poesie, Musik, die spirituellen Mantren der Upanishaden und der Veden, die Mantren, die ein Guru seinem Schüler gibt, um ihm zu helfen bewusst direkten Kontakt mit dieser oder jener Ebene des Bewusstseins herzustellen, dieser oder jener Kraft des göttlichen Seins. Hier hält der Ton in sich die Kraft der Erfahrung und Erkenntnis – es ist ein Sound, der uns sehen lässt ” .

Die Schwingungen von Guru Siyag’s Mantra schwingen im Scheitel des Kopfes und kommen dann herab. Dies bedeutet, daß die Schwingungen von Guru Siyag’s Mantra zu den höheren Ebenen des Bewusstseins aufsteigen und eine Transformation bewirken, die dann herab kommt und sich in jedem Atom des Wesens manifestiert. Der unbewusst Praktizierende (des Yoga) ist durch Maya (Illusion der Dualität), an seine Welt der Beziehungen, Ambitionen, Besitz, Emotionen usw. gebunden, und lebt immer in einem Zustand des Leidens. Durch das chanten von Gurudev’s Mantra, wacht der Schüler auf und ‘sieht’ die Lüge, in der er lebt und strebt danach Befreiung von diesem endlosen Zyklus zu erreichen.


Frage: Was hat Guru Siyag über Jāpa Praxis zu sagen? Hat er konkrete Vorschläge für die Schüler, wie das chanten ausgeführt werden soll?

Es folgt ein Auszug aus Guru Siyag’s Diskurs. Hier spricht er über die Bedeutung von Japa und wie man es effektiv umsetzt:

“In jedem Yuga (Zeitalter) werden die Methoden der spirituellen Praxis durch die allgemeine Aufnahmefähigkeit oder die Fähigkeit der Menschen, den Strapazen der spirituellen Praxis standzuhalten bestimmt. Dies ist das Grundprinzip unseres (vedischen) Dharmas und seiner Philosophie. Die spirituellen Praktiken unterschieden sich in allen vier Yugas, einschließlich des Kali Yuga (Zeitalter der Falschheit), welches das gegenwärtige Zeitalter ist, in dem wir Leben. Viele religiöse Führer ermahnen heute ihre Anhänger, den Methoden der spirituellen Praxis von Dhruv und Pralhad (zwei prominente Beispiele für Kinder Devotees, die in der hinduistischen Mythologie erwähnt werden, die sich den meist selbst auferlegten Methoden unterzogen um Gott anzurufen). Wenn die Anhänger sagen, daß sie unter den heutigen Bedingungen einfach nicht mehr in der Lage sind diese beiden schwierigsten Beispiele aus dem Tretā (Zeitalter der drei Viertel Wahrheit) und Dwāpar Yugas (Zeitalter halber Wahrheit)  zu befolgen, wird ihnen gesagt, daß sie Gott weder finden noch erfahren können.

“Ist Gott versteckt, daß ihr nach ihm suchen müßt? Gott wohnt in jedem Lebewesen; also wie kann er sich verstecken? In diesem Kali Yuga, geschieht es nur durch das Chanten von Gottes Namen, daß ein Anhänger eine Lösung all seine materiellen Probleme findet. In der ‘Gita’, hat Lord Krishna Nām Jāpa (chanten des göttlichen Namens) als die beste Form des Yagya (anzünden des heiligen Feuers, um Gebete darzubringen) beschrieben. Im 10. Kapitel der ‘Gita’, beschreibt Krishna die verschiedenen Formen, die er annimmt und in Strophe 25 sagt er, daß unter allen Formen von Yagyas die er annimmt, Jāpa Yagya die höchste ist.

“So ist Nām Jāpa das beste Yagya. In dem Epos ‘Mahabharata’, heißt es, daß Nām Jāpa die einzige Form des Yagya, die keine Form von Töten irgendwelcher Art beinhaltet. Der Mahabharata Krieg führte zu einem schrecklichen Blutbad. Die Generationen, die diesem Krieg folgte, verabscheut jede Art von Gewalt und Mord. Nām Jāpa hat kein Töten zur Folge. Auch heute, wenn ihr das Ritual des heiligen Feuers entzündet, wird es zu einer Art von Gewalt führen, weil die Bakterien in der Atmosphäre getötet werden, wenn auch auf einer unbedeutenden Ebene. Chanten jedoch, führt zu keiner Art von Gewalt. Manu hat in seinen Edikten namens ‘Manusmruti’gesagt, daß Jāpa Yagya tausendmal nutzbringender ist, als der rituellen Yagya.

“Der Heilige Goswami Tulsidas hat gesagt: “Unerbittliches Chanten von Gottes Namen ist der einzig sichere Weg, um im Kali Yuga zu überleben; es bringt Menschen durch turbulente Gewässer.” Somit ist Nām Jāpa die einzige Methode der spirituellen Praxis, die uns gewünschten Ergebnisse liefert. Religiöse Rituale, die überflüssige Prozesse sind, sind nichts anderes als eine Übung in Sinnlosigkeit.

“Es gibt drei Möglichkeiten, einen Mantra zu chanten: Eine, beinhaltet das laute Aussprechen des Mantras. In der zweiten, bewegen sich Zunge und Lippen, mit leisem Chanten. Bei der dritten Methode, werden selbst Zunge und Lippen nicht mehr gebraucht; das Chanten geschieht ausschließlich auf geistiger Ebene. Es ist ähnlich wie ein Buch zu lesen, ohne dabei Zunge oder Lippen zu bewegen, oder die Worte auszusprechen, die ihr gerade lest.

“Ihr müßt den Mantra, den in ich euch gebe für 24 Stunden geistig chanten (ohne Lippen und Zunge zu bewegen). Ihr fragt euch vielleicht, wie jemand den Mantra für 24 Stunden chanten kann. In der ‘Jāpa Vigyan’ (Wissenschaft des Chanten) — ja, chanten hat eine verborgene Wissenschaft — gibt es einen Begriff namens ‘Ajapā Jāpa’. Menschen aus älteren Generationen wissen, was der Begriff ‘Ajapā Jāpa’ bedeutet; die Kinder von heute nicht. Des heiligen Rohidas’ Gedicht erklärt gut, was dieser Begriff bedeutet. Deshalb zitiere ich oft eine Strophe von ihm. Sagt Rohidas, “Ab Kaise Chhute, Naam Rut Laagi (Wie kann ich aufhören zu Chanten? Es hat einen eigenen Rhythmus angenommen). Dies bezieht sich auf eine bestimmte Episode: Rohidas’ Guru weihte ihn als Schüler in die Spiritualität ein, indem er ihm einen göttlichen Mantra gab, den er unerbittlich zu chanten hatte. Rohidas folgte der Anweisung des Gurus. Nach ein paar Tagen, bemerkte Rohidas, daß er sich nicht mehr anstrengen mußte den Mantra zu chanten, weil das chanten von selbst geschah. Er versuchte, das Chanten zu stoppen, aber es wollte nicht aufhören. Er rief aufgeregt: “Wie kann ich aufhören zu chanten? Es hat einen eigenen Rhythmus angenommen!” (Das nennt man Ajapā Jāpa — chanten, das von selbst geschieht, ohne bewußte Anstrengung seitens des Suchenden). .

“Wenn man den Mantra unerbittlich chantet, den ich euch gegeben habe, werdet ihr nach 15 bis 20 Tagen bemerken, daß das Chanten von selbst geschieht. Ihr könnt dann nicht aufhören zu chanten, selbst wenn ihr es versucht. Auch wenn ihr aus dem Schlaf aufwacht, werdet ihr feststellen, daß der Mantra in euch gechantet wird. Ihr werdet dann fühlen, als ob ‘jemand’ in eurem inneren Wesen die Pflicht des Chantens übernommen hat; euch befreiend von der Anstrengung des Singens.

“Einige übereifrige Menschen ergänzen oder verändern den göttlichen Mantra. Manche Leute setzen das Wort “Om” vor den Mantra oder fügen das Wort “Namah” am Ende dazu. Macht das nie. Es gibt zwei vollkommen verschiedene spirituelle Wege: Pravritti (positive Ablösung) und Nivritti (negative Ablösung). Wenn ihr den Mantra verändert, den Ich gebe, kommt es dazu, daß ihr die Wege miteinander vermischt. Wenn ihr das tut, würde das Mantra-chanten vergeblich sein; es wird nicht die gewünschten Ergebnisse liefern .

“Auf die Weise, wie ich euch in den Yoga initiiere, müsst ihr keine Aktivität aufgeben oder übernehmen. Alles, was ihr mit bewußtem Einsatz tun müßt, ist anzufangen den Mantra unermüdlich zu chanten. Im Laufe des Tages prüft es fünf bis sieben Mal, um sicherzustellen, daß ihr den Mantra chantet. Und meditiert regelmäßig. Ihr seid nicht verpflichtet irgendetwas anderes zu tun; ihr seid frei, euren Lebensstil wie vorher ohne jegliche Änderung fortzuführen. Es gibt nichts gutes oder schlechtes; weder gutes Essen noch verbotene Lebensmittel. Macht nur unentwegt Nām Jāpa weiter und die Transformation der Persönlichkeit wird von selbst geschehen.”


Frage: Neben Guru Siyag’s Mantra, kenne ich noch einige andere Mantren. Kann ich auch diese Mantren chanten? Wird es mir irgendwie schaden?

Wie oben erwähnt, stellen die Schwingungen jedes einzelnen Mantras Kontakt mit einer bestimmten Ebene des Bewußtseins her. Chanten von verschiedenen Mantren kann einen Kampf der Schwingungen verursachen, der Disharmonie verursachen kann. Zum Beispiel, wechselt ihr zu einem neuen Praktizierende und einer neuen Behandlung von ihm, wenn eure Bemühungen um gesund zu werden durch die Behandlung des früheren Praktizierendees nicht zu positiven Ergebnissen führen. Wenn ihr jedoch die Einnahme von Medikamenten oder der Behandlung vom aktuellen und vorherigen Praktizierende miteinander vermischt, kann es zu keiner Verbesserung kommen oder es kann sogar dazu führen, daß ihr eurer Gesundheit weiter schadet. Wenn ihr jemanden als euren Guru akzeptiert, ist es notwendig, daß ihr euren Glauben in ihn setzt und der spirituellen Praxis aufrichtig und regelmäßig folgt, die von ihm aufgezeigt wurde.

Mit Verbreitung von Yoga Schulen im Westen und der selektiven Anpassung der Spiritualität an das moderne Leben, folgen viele Menschen einer vermischten Form der spirituellen Praxis. Sie wählen verschiedene Aspekte von mehreren spirituellen Wegen und kombinieren diese miteinander. Guru Siyag rät Suchenden davon ab solchen Wegen zu folgen, da es keine gesunde Form der Praxis ist und keinem Pfad gerecht wird. Er sagt: “Jemanden als seinen Guru anzunehmen ist keine Formalität oder etwas, was man auf die leichte Schulter nehmen kann. Wenn ein Guru Dikshā (Einweihung) gibt, werdet ihr wieder geboren. Wenn ihr mit eurem Verhalten wie vorher fortfahrt, nachdem ihr Diksha genommen habt, warum geht ihr dann zu einem Guru? Wenn ihr keine Ergebnisse erfahrt, dann geht zu einem anderen Guru.”  Um die Vorteile von GSSY zu erfahren, sollte der Praktizierende nur Mantra Jāpa und Meditation von Guru Siyag über einen längeren Zeitraum praktizieren, und sich anderen Praktiken zuwenden, wenn keine entscheidende Veränderung in der Persönlichkeit wahrgenommen wird.


Frage: Warum wird der Mantra geistig rezitiert?

Der Geist ist in einem ständigen Zustand von Aufruhr. Hunderte von Gedanken rasen durch den Kopf, egal wie sehr man versucht still zu sein. Je härter der Praktizierende versucht, den Geist zu kontrollieren, desto mehr Gedanken produziert der Geist, und das auch noch mit Vergeltung. Genauso wie der Magen die Aufgabe hat Nahrung zu verdauen, so hat der Geist die Aufgabe zu denken. Ihn zu bitten mit dem Denken aufzuhören, ist damit vergleichbar den Magen zu bitten für eine Weile die Verdauung einzustellen. Wie kann man dann den Geist ruhig stellen, um zu meditieren? Guru Siyag spricht davon, daß, wenn der Praktizierende den Mantra chantet, der Guru den Geist unter “Arrest” stellt. Dies bedeutet, daß, wenn der Mantra gechantet wird, der Geist sich an den Rhythmus und die Vibrationen des Jāpa anhängt und die Gedanken für eine Weile unterbricht. Dieser Vorgang kann durch folgendes Beispiel verstanden werden: Angenommen, ein Glas Wasser hat Schmutz in sich, wodurch die Klarheit des Wassers verschleiert ist. Der sicherste und schnellste Weg zur Reinigung des Wassers ist, das Wasser für eine Weile in Ruhe zu lassen damit sich der Schmutz setzt. Genau auf die gleiche Weise, ermöglicht Jāpa den Geist des Praktizierenden zu beruhigen, um in Ruhe meditieren. Wenn der Mantra den ganzen Tag lang gechantet wird, während der laufenden Tätigkeiten und Aufgaben wie Essen, Baden, Fahren, Gehen usw. wird der Geist allmählich ruhiger.

Guru Siyag sagt: “Das ganze Universum ist in euch. So besteht auch die Lösung für all eure Probleme in euch.” Durch das geistige Chanten des Mantras zu allen Zeiten, schmiedet der Schüler bewußt eine Verbindung zum inneren Guru. Dazu kommt, daß wenn ein Mantra laut oder im Flüstern gechantet wird, hat der Praktizierende, bestimmte Tageszeiten einzuhalten. Einige Jāpa Praktiken fordern auch vom Praktizierenden, Rituale zusammen mit verbalem chanten durchzuführen. Auf der anderen Seite kann, Guru Siyag’s Mantra mentaler Jāpa rund um die Uhr ohne Unterbrechung der eigenen Routine oder zeitlichen Planung für die Praxis erfolgen. Durch geistiges Jāpa ist sich der Schüler ständig der göttlichen Präsenz innen bewußt. In diesem Licht, ist geistiges Jāpa das einfachste, effektive und mühelose Verfahren zur Realisierung des Selbst.


Frage: Was ist Ajāpa Jāpa ?

Jāpa bedeutet chanten eines Mantras. Es ist das erste und wichtigste Werkzeug für den Praktizierenden auf dem spirituellen Weg, um höheres Bewusstsein zu erreichen, auf dem Weg zum letztendlichen Ziel, Moksha.

Der Praktizierende ist in der Anfangsphase der Praxis angehalten, den Mantra unermüdlich zu wiederholen. Dies geschieht, um im Geist des Praktizierenden Bewusstsein für den Mantra zu heranzubilden und die göttliche Kraft, die er repräsentiert. Anhaltendes chanten führt schließlich zu dem Mantra, daß sich immer ohne bewusste Anstrengungen seitens des Praktizierenden wiederholt. Er wird sich dann der ständigen Präsenz des Mantras in seinem Geist bewußt. Dies kann in einer Angelegenheit von Wochen geschehen, abhängig von der Entschlossenheit und Hingabe des Praktizierenden. Dies nennt man Ajapā Jāpa. Das Präfix A vor dem Wort Japa bedeutet wörtlich , dass Singen erfolgt ohne des Praktikers eigenen bewussten Bemühungen.

Ajapā Jāpa wird üblicherweise als “automatisches” Chanten bezeichnet. Doch was eigentlich in dieser Phase geschieht, ist, daß sich der Praktizierende des göttlichen Wortes vollkommen bewußt wird, das ewig gegenwärtig ist, alles durchdringt und von selbst im inneren Bewußtsein aller Wesen mitschwingt. Ajapā Jāpa ist eine wichtige Schwelle, nach der der Praktizierende auf höheren Ebenen des spirituellen Bewußtseins vorankommt.

Um diese Stufe zu erfahren, muß der Schüler den Mantra unablässig chanten (geistig wiederholen) während seiner wachen Stunden, während seiner Routinearbeiten und Aktivitäten (Essen, Baden, Laufen, Fahren, Kochen usw.). Da Chanten still im Geist gemacht wird, unterbricht es wieder die Aktivitäten des Praktizierenden, noch stört es sich andere um ihn herum. Wenn Jāpa tief empfunden wird (anstatt mechanisch), bemerkt der Praktizierende schon früh in der Praxis deutliche Veränderungen in der Persönlichkeit.


Frage: Was ist der Anahata Nāda?

Nād im gewöhnlichen Sinne bedeutet Klang jeglicher Art. Er entsteht, wenn ein Objekt, ein anderes Objekt anstößt oder anschlägt. Donner im Himmel, Rauschen des Windes, das Zwitschern der Vögel auf, Arten von Instrumental- oder Vokalmusik, Surren von Maschinen, Knallen von Waffen und viele andere natürliche oder vom Menschen verursachten Geräusche fallen in diese Kategorie des körperlichen Klangs.

Der Begriff Nād hat jedoch einen anderen und besonderen Sinngehalt in der Yoga-Literatur und Praxis. Nād in geistigen Sinn ist ein unangeschlagener Klang — ein Klang, der nicht durch Reibung zwischen irgendwelchen Objekten verursacht wurde. Es ist ein Klang, der unaufhörlich das gesamte Universum durchdringt. Nach alten Schriften, wie den Veden und den Upanishaden, ist es dieser Anahat (ewig/endlose) Ton, durch den das gesamte Universum entstand. Tatsächlich wird auch gesagt, daß Nād die Manifestation des göttlichen Absoluten selbst in Form des Klanges ‘Om’ ist. Es ist dieser göttliche Klang, der den Suchenden mit höheren Ebenen des Bewusstseins verbindet.

Viele Praktizierende von Guru Siyag’s Yoga, fangen an, nachdem sie die Ajapā Jāpa (unfreiwilliges Chanten) Stufe erfahren, einen eigentümlichen, ununterbrochenen Klang in einem der Ohren zu hören. Dieser Ton ähnelt einem der unbegrenzten Arten von natürlichen oder künstlichen Klängen. Einige der am häufigsten erfahrenen Klänge sind: Zirpen von Grillen, Summen von Hummeln, Töne einer Flöte, Klänge der Veena (ein indisches Saiteninstrument), läuten von Glocken, Zimbeln usw. Dieser Ton, den der Praktizierende hört, wird Anahat Nād (ewiger Ton) genannt. Obwohl dieser Nād Tönen ähnelt, die gewöhnlich in unserer physischen Welt zu hören sind, ist es eigentlich eine subtile Version des göttlichen Klangs, der den Mantra repräsentiert, der von Gurudev gegeben Wurde (Vaikhari Vani oder das artikulierte Wort ist die gröbste Form des göttlichen Klangenergie). So wird sich der Praktizierende tatsächlich des Nād bewusst (oder nimmt ihn wahr) anstatt ihn zu hören. Da der Nād eine subtilere Form von Gurudevs Mantra ist, und es immer die Aufgabe des Suchenden ist zu den feineren Ebenen des Bewußtseins aufzusteigen, muss der Praktizierende mit dem chanten aufhören, sobald der Anahat Nād anfängt. Bevor man mit dem chanten aufhört, ist es wichtig, sicherzustellen, daß der Nād tatsächlich ununterbrochen gehört wird und nicht nur eine kurze Erfahrung ist. Lauscht dem Klang sorgfältig für ein paar Tage. Wenn die Intensität des Tons zunimmt und sogar in einer lauten Umgebung gehört wird, dann wißt, daß das, was ihr hört, der Anahat Nād ist.

Gurudev rät Schülern, so oft wie möglich, dass konzentriert auf diesen Nād zu hören. Durch das konzentrierte Hören auf den Nād über lange Zeiträume, wird der schwankende Geist des Praktizierenden auf den göttlichen Klang eingestimmt und wird schließlich eins mit ihm. Während der Meditation dient der menschliche Körper als Medium zur Aufnahme und Erfahrung von Schwingungen der feinstofflichen Ebenen, die weit jenseits unserer physischen Welt liegen. Daher, der Nād, den ein Suchender in seinem Ohr hört ist kein physische Ton, sondern ein subtiler Ton, der von seiner ursprünglichen göttlichen Quelle ausgeht.

Die Bedeutung des Nād kann im Rahmen der klaren Erläuterung Gurudevs, wie die individuelle spirituelle Entwicklung direkt mit dem Abstieg des Göttlichen in der Materie verbunden ist, als das Universum durch ‘Om’, den unangeschlagenen Ton, geschaffen wurde. Die Erschaffung des physikalischen Universums geschah durch fünf aufeinander folgende Stufen, als Om, das göttliche Selbst, von Ākāsh (Himmel / Äther), der höchsten Ebene, durch Vāyu (Wind ), Agni (Feuer) und Jal (Wasser) auf Prithvi (Erde) herab kam. Jedes der fünf absteigenden Elemente stellte eine gröbere Form des Göttlichen dar, als das vorherige. Prithvi stellt die gröbste Form der Materie dar, worin das Göttliche sich niedergelassen hat und unzähligen Formen angenommen hat — von Mensch zu den kleinsten Insekten und Bakterien.

Es gibt ein subtiles Element, hinter jedem natürlichen Element, das Tanmātrā genannt wird. Diese Tanmātrās verleihen uns unsere fünf physischen Sinne. So hat Himmel Shabd (Sprache), das göttliche Wort oder den Ton als sein subtiles Element; Wind hat Sparsh (Berührung); Feuer hat Rūpa (Sehen), Wasser hat Swād (Geschmack) und Erde hat Gandh (Geruch). Diese physikalischen Sinne binden uns auf der materiellen Ebene, infolgedessen wir unser wahres göttliches Selbst vergessen und in den Illusion von Freuden und Leiden verstrickt werden.

Wir können aus dieser Falle herauskommen, sagt Gurudev, durch Umkehrung des Prozesses der göttlichen Herabkunft in die Materie. Wenn wir die Mantra-Meditation üben, hilft uns unsere erwachte Kundalini im Bewußtsein aufzusteigen durch die Eroberung jedes Elements in Zusammenhang mit seinem physischen Sinn, um schließlich den Höhepunkt der spirituellen Evolution in Sahasrara zu erreichen. Der Nād ist damit der göttliche Klang, von dem wir abstammen, und es ist dieser göttlichen Klang zu dem wir zurückkehren, unserem wirklichen zuhause.